Sonderseiten zu Corona

Die Sozialwirtschaft nicht vergessen!

Gespräch mit Roland Radtke, 15. April 2020

Roland Radtke (© BfS)
Roland Radtke (© BfS)

Roland Radtke ist Teamleiter Firmenkunden in der Geschäftsstelle Berlin bei der Bank für SozialwirtschaftDie Bank für Sozialwirtschaft AG wurde im Jahre 1923 von den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege gegründet. Die Bank betreut ausschließlich institutionelle Kunden in den Branchen Soziales, Gesundheit und Bildung. Bis zum heutigen Tage ist sie eng mit der Freien Wohlfahrtspflege verbunden.

 

Herr Radtke, wie ist die Sozialwirtschaft aktuell von der Corona-Krise betroffen und wie hat sich dadurch die Arbeit Ihrer Bank verändert? 

Die Sozialwirtschaft ist in sehr weitreichender Form von der Krise betroffen, angefangen bei der Sorge um die hilfebedürftigen Menschen, deren Unterstützung jetzt nicht so möglich ist wie es wünschenswert ist. Und um die Mitarbeiter*innen, für die zu wenig Schutzmaterial zur Verfügung steht. Ganz elementar geht es aber auch um die wirtschaftliche Zukunft, wenn Einnahmen nicht mehr fließen, Kosten aber weiterhin anfallen. Als Bank haben wir sehr schnell die drohenden Liquiditätsengpässe vieler  Einrichtungen gesehen und darauf reagiert: mit einem 500 Millionen Euro starken Sonderkreditprogramm zur Liquiditätshilfe, mit neuen Angeboten im Online-Factoring und mit der Möglichkeit zur Tilgungsstundung.

 

Zudem bringen wir unsere Expertise zur Finanzierung in die Gespräche zwischen den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege und der Politik ein. Es geht ja um massive finanzielle Unterstützung, wenn von heute auf morgen Mehrbelastungen und Leistungsausfälle in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft anstehen. Wir freuen uns sehr darüber, dass hier schnell große Erfolge erreicht werden konnten – auch wenn weiterhin viele Fragen offen sind.

 

Wie können Sie Trägern von sozialen Einrichtungen und Diensten helfen, wirtschaftlich zu überleben? 

Unsere Kunden kommen zurzeit mit sehr vielen Fragen zu Fördermöglichkeiten z. B. der KfW und der Landesförderbanken sowie generell zum Krisenmanagement. Um hier gezielt unterstützen zu können, haben wir ein internes „BFS Corona Helpdesk“ gegründet, das diese Fragen sammelt, beantwortet und unseren Mitarbeiter*innen zentral zur Verfügung stellt. Hier werden auch die Entwicklungen der Fördermöglichkeiten  laufend beobachtet und kommuniziert. 

 

Haben Sie ein Beispiel dafür? 

Auf unserer Website haben wir eine eigene Seite zu COVID 19 eingerichtet. Hier können alle Interessent*innen aus der Sozialwirtschaft jederzeit aktuelle Informationen zu den Programmen der Bank für Sozialwirtschaft und der Förderbanken abrufen.

 

Was müsste sich ändern, damit Sie effektiver helfen können? 

Dazu müssten die Kredite der KfW für gemeinnützige Unternehmen genauso abgesichert werden wie diejenigen für gewerbliche. Bisher bürgt der Bund bei Krediten an gewerbliche Unternehmen für 80 bis 90 % des Kreditvolumens – bei gemeinnützigen für 0 %. Wir als Bank müssen damit 100 % des Risikos tragen – und wir unterliegen auch in der Corona-Krise bei der Kreditvergabe denselben Vorgaben an Eigenkapital-Unterlegung, Risikobewertung etc.  wie sonst. Daher fordern wir Bürgschaften des Bundes für Kredite der KfW an gemeinnützige Unternehmen – möglichst zu 100 %!

 

Haben Sie eine Botschaft an Ihre Kunden, an die Berlinerinnen und Berliner? 

Wir wünschen uns, dass wir alle gemeinsam die Corona-Krise gut überstehen und als Gesellschaft gestärkt daraus hervorgehen! Bleiben Sie gesund!

 

Herr Radtke, ich danke Ihnen für das Gespräch!

Hermann Pfahler